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B-Team, statt A-Team: ein Erfahrungsbericht

In einer kleinen Stadt in Niedersachsen gibt es eine Brücke, die die Nordstadt mit der Stadtmitte verbindet. Überquert man diese Brücke, stößt man auf eine verwunschene Fabrik. Graffitis ranken an den alten Mauern hoch, Sticker haben sich nach all der Zeit auf dem eisernen Portal gebildet. Hier trifft sich jeden Mittwoch um 9:30 Uhr eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft mit dem Ziel, Kultur zu schaffen: das B-Team. Für drei Monate durfte ich Teil dieser Gemeinschaft werden. In der Zeit habe ich so einiges gelernt: Dass noch ein GIF immer geht, zum Beispiel, aber noch ein Wortwitz in der Pressemitteilung besser nicht. Vor allem aber habe ich gelernt, warum Hildesheim das B-Team braucht.

Warum nach Berlin gehen …?

„Wo kann man denn hier feiern gehen?“, war die erste Frage, mit der ich und mein Mitbewohner nach der Ankunft in Hildesheim auf einen Fremden zugegangen sind. „In der KUFA“, war die Antwort. „Und wo noch?“ „Eigentlich nur in der KUFA.“ Dass „nur“ in der KUFA eigentlich schon recht viel ist, sollte ich noch herausfinden. Eineinhalb Jahre später begann meine Praktikumsbewerbung mit der Frage: „Warum nach Berlin gehen, wenn Kultur direkt um die Ecke ist?“

Wo Oma noch tanzen darf!

Hildesheim und Berlin, Berlin und Hildesheim. Am Kulturcampus, wo ich seit eineinhalb Jahren studierte, war es ein gängiges Klischee, dass hier diejenigen studieren, die entweder wünschten, Hildesheim wäre Berlin – und auch versuchen, das daraus zu machen – oder diejenigen, die hier nur zweimal die Woche für ein Seminar herkommen – Schlafsack und Isomatte im Gepäck –, um dann wieder schnellstmöglich in ihre Wohnung nach Berlin zu fahren.

Soweit das Klischee. Dass das nicht für alle gilt, wurde mir schnell klar. Es gibt hier mindestens ebenso viele, die sich genauso über die weiten Felder und die verrauchten Kneipen freuen wie über die Möglichkeit, die Stadt zum Labor für erste eigene Projekte zu machen. Und eigentlich habe ich nicht mal was gegen Berlin. Nur: Bei der Frage, wo Oma noch tanzen darf, ohne dass es jemand peinlich findet, fällt mir eben nicht Berlin ein, sondern die KUFA.

Marke: Eigenbau

Die KUFA, das ist in gewisser Hinsicht selbst eine alte Dame. Ende des 20. Jahrhunderts hat sie ihr hartes Berufsleben in der Produktion von Staubfiltrationsbeuteln beendet, seitdem entdeckt sie sich neu. Sich und die Stadt. Mit viel Kreativität und Improvisationskunst hat sie sich einen eigenen Kosmos aufgebaut. Hier ist vieles Marke Eigenbau und jede*r kann sich ausprobieren.

So auch ich bei meinem ersten Auftrag: KUFA TV dokumentieren. Für Instagram live dabei sein. Ohne viel Expertise im Fotografieren stellte ich optimistisch fest: „Ich probier das einfach mal aus. Wird schon was Gutes dabei sein.“ Barchefin Lisa, die für KUFA TV nicht nur hinter der Bar stand, sondern Redaktionspläne entwarf und Videobeiträge produzierte, war weder überrascht noch enttäuscht: „So machen wir das hier auch immer.“ Kultur – in der KUFA wie in Hildesheim – ist etwas, das man selbst macht.

Das sind total wir!, …

ist ein Satz, den ich hier oft hörte. In der Fabrik hat jede*r eine Vorstellung davon, was KUFA ist und was nicht. Das merkt man auch im B-Team: Die Vorstellungen ergänzen und befruchten sich gegenseitig. Manchmal widersprechen sie sich auch. Dann wird es mal ruppig, man ist genervt, man zeigt Gefühle. Es wird alles ausgesprochen, ausgehandelt … basisdemokratisch, weil es allen wichtig ist.

Hier hat niemand vor, die Kultur auf eigene Faust zu retten. Denn: Die wahre Superkraft des B-Teams liegt in der Gemeinschaft. Und deshalb braucht Hildesheim das B-Team. Aber genauso braucht das B-Team Hildesheim. Es braucht die Macher*innen und Denker*innen, die Begeisterten und die Kritischen der Stadt. Und ja, es braucht sogar Praktikantinnen wie mich.

– Text: Katharina Schröder

Wenn ihr euch für ein Praktikum in der KUFA interessiert, lest hier weiter.