Während des zweiten Lockdowns sind Kulturveranstaltungen wieder verboten und #umkunstundkulturiststillgeworden. Trotz der abgesagten Projekte, Veranstaltungen und Workshops spielt sich aber immer noch Einiges in und um die Kulturfabrik ab, jetzt jedoch verborgen #hinterdenkulissen. In dieser Reihe, angepasst an den Zeitraum des zweiten Lockdown, nehmen wir euch mit in unterschiedliche Bereiche der KUFA, um zu zeigen wo und wie gerade was passiert und wer die Menschen dahinter sind. Manches davon ist durch den pandemiebedingten Lockdown nicht sichtbar, Anderes erst auf den zweiten Blick. Oder um es mit René Groscinnys Worten zu sagen: Wir befinden uns im Jahr 2020 n. Chr.. Die ganze Kulturlandschaft ist erneut durch einen zweiten Lockdown leergefegt… in ganz Hildesheim? Nein! Unter anderem eine von unbeugsamen Kulturschaffenden bevölkerte Fabrik hört nicht auf, dem Corona-Virus mit Schutzmaske und Spuckschutz Widerstand zu leisten…
Der Club VEB – ein Urgestein im Ziegelgebäude der Kulturfabrik
Der Club VEB existiert schon seit 25 Jahren und ist damit eines der ältestesten Projekte der KUFA. Nicht nur seit 25 Jahren, sondern auch kontinuierlich jeden Mittwoch – wenn gerade keine Pandemie herrscht – organisiert das ehrenamtlich arbeitende Kollektiv meist musikalische Mittwochabend-Gestaltung. In der Regel werden Konzerte von Bands aus der Region und der ganzen Welt präsentiert, es gab aber auch schon Kickertuniere, Theateraufführungen oder Quizabende. Der Club VEB steht für musikalische Vielfalt, Live-Musik und familiäre Atmosphäre und hat sich über die Jahre einen Namen gemacht – nicht nur in Hildesheim. Da das Kollektiv sich immer wieder neu zusammen setzt, gibt es auch immer wieder neuen kreativen Input.
Franky und Lina sind Teil des Kollektivs hinter dem Club VEBS und mischen mit, Franky im Bereich Kommunikation und Bandbetreuung, Lina hinter der Theke. Sie haben ein paar Fragen zum Club VEB beantwortet und nehmen euch mit #hinterdiekulissen :
Wie seid ihr zum Club VEB gekommen?
Franky: „Ich bin seit 2016 dabei und dass, weil Musik mein Lebenselixier ist. Ich hab die KUFA und den Club VEB gesehen, mich verliebt und bin dabei geblieben.“
Lina: „Ich bin seit Ende 2018 dabei. Durch Freunde im Kollektiv habe ich Lust daran gefunden, bei schönen, kleinen Konzerten von und für Freunde mitzuhelfen. Die familiäre Atmosphäre ist wirklich unschlagbar. Für Gäste, Bands und Kollektiv.“
Was bedeutet der Club VEB für euch?
Franky: „Ich liebe gerne was ich tue. Angefangen hab ich an der Theke, jetzt mach ich vor allem die Bandbetreuung und die Kommunikation. Die Arbeit mit den Bands hinter den Kulissen ist das, was mir richtig Spaß macht.“
Lina: „Wie bei der ersten Fragen schon erwähnt, finde ich, dass im Kollektiv eine sehr familiäre Atmosphäre herrscht. Es wird viel gelacht, aber auch gerne mal diskutiert. Es wird nie langweilig. Außerdem kann sich jede*r auch mal ein paar Wochen raus nehmen und andere übernehmen die Arbeit des Kollektivs. Das macht es sehr entspannt. Ganz zu schweigen von den vielfältigen und einzigartigen Konzerten, die die Menschen aus dem Kollektiv auf die Beine stellen! Jeden Mittwochabend (vorausgesetzt es finden Konzerte statt) kann der manchmal schwermütige Alltag vergessen werden und sich einfach zurück gelehnt werden und den rockigen Riffs, der Bluesmelodie, der unplugged Gitarre oder der kraftvollen Stimmen gelauscht werden. Für jede*n ist etwas dabei. Außerdem werden all die Konzerte auf ehrenamtlicher Basis organisiert. Da steckt also viel Herzblut drin und macht es umso besonderer.“
Beschreibt den Club VEB in 5 Schlagwörtern:
Franky: „Gemeinschaft, Liebe für Musik, Herzblut, Ehrenamt und Kommunikation.“
Lina: „Vielfalt, familiäre Atmosphäre, Passion, Hutkasse und nicht zu vergessen Wurzelpeter haha.“
Was war der beste Abend, den ihr je hattet?
Franky: „Ganz schwer zu sagen. Jede Band, die ich gebucht und betreut habe war besonders, alle auf ihrer eigenen Art.“
Lina: „Ich kann nicht genau sagen, was der beste Abend im VEB für mich war. Denn es gab viele gute Abende, aber einer ist mir sehr stark im Gedächtnis geblieben. Das Jahresabschlusskonzert von Kalamata 2019. Zunächst hörte ich mir das Konzert an, was mal wieder großartig war. Später hatte ich die Spätschicht an der Theke mit Hugo und es gab noch eine anschließende Party von “Schüttel dein Heck”. Wir haben alle viel Spaß gehabt und lange gefeiert, aber ich glaube am meisten Spaß hatten wir hinter Theke. Ich hatte am nächsten Tag Muskelkater im Gesicht vom vielen Lachen, ach war das schön.“
Was vermisst ihr während dem Lockdown am Club VEB?
Franky: „ALLES. Die Gäste, die Kommunikation, das Gefühl der kleinen Familie, die Arbeit an sich, das Machen und Tun.“
Lina: „Auf jeden Fall meine Mittwochabendgestaltung! Wir hatten zwar im Oktober ein paar Konzerte, aber der Tank ist noch nicht aufgefüllt.“
Aus Alt mach Neu: das Logo des Club VEBs
Der Name und auch das alte Logo des Club VEB bezog sich augenzwinkernd auf den VolksEigenenBetrieb der ehemaligen DDR und spielte mit der ironischen Aneignung der Bezeichnung der ehemaligen Volksbetriebe, getreu dem Motto “Konzerte zum Nulltarif und für Jedermensch“. Seit Oktober 2020 gibt es ein neues Logo. Über zwei Jahre dauerte der Prozess, im Statement des Club VEBs steht dazu:
Jetzt im Jahre 2020 ist dieser Joke, zumindest auf visueller Ebene, kaum noch vermittelbar. Wir leben in einer Zeit, in der die Gesellschaft zutiefst gespalten ist und nationalistische Kräfte der Einzug in komunale, Landes- und Bundesparlamente gelungen ist und diese sich etabliert haben. Da wundert es nicht, dass seit Jahren sowohl von Gästen als auch Künstler*innen (auch jenen aus den Neuen Bundesländern) skeptische Fragen bzgl. der Nationalfarben in unserem alten Logo aufkommen. Das bewegte uns selbst zu kritischer Reflexion, ob es denn überhaupt noch zum Club passen würde, sich derartiger Symboliken eines verbrecherischen Regimes (wenn auch ironisch) anzueignen. Darauf kann es im Grunde nur eine richtige Antwort geben. Nämlich: NEIN. Schließlich ist so ein Logo auch ein Aushängeschild. Was noch Mitte der 90er witzig war und der ironische Unterton jedem förmlich ins Gesicht sprang, sieht nun nach einem Vierteljahrhundert eben anders aus.
Die Gestalterin Isabel Plewnia gestaltete nach einem demokratischen Entscheidungsprozess ein neues Logo:
Wie findest ihr das neue Logo?
Franky: „Ich wollte, dass das Logo politisch neutral ist, ich sehe mich selbst eher auch als neutralen Freidenker und mir gefällt es jetzt richtig gut.“
Lina: „Ich mag das neue Logo, es war die richtige Entscheidung! Ehrlich gesagt habe ich für eine andere Farbe gestimmt, aber ich bin dennoch zufrieden.“
Schon Pläne für 2021?
Franky wünscht sich „für Live-Musik mehr Wertschätzung“, Lina, „dass es 2021 wieder die Möglichkeit gibt, Konzerte zu veranstalten, sodass auch Künstler*innen wieder die Chance haben auf der Bühne zu stehen.” Und eine nachträgliche Geburtstagsfeier vom VEB diesen Jahres, “das wird ein Fest!”.
Vielleicht wünschst Du dir das auch und hast Lust bekommen, beim Club VEB mitzumachen, wenn der Lockdown wieder vorbei ist! Und da der Club VEB nach dem Motto „Kultur für alle zum Minimaltarif“ funktioniert, ist das auch problemlos möglich: entweder abends als Gast oder jederzeit auch als Team-Mitglied.